Pfarramt

Liebe Gemeinde!
Mein Name ist Jan Kreuch und ich bin seit 2018 Pastor in der Martinuskirchengemeinde Deutsch Evern. An dieser Stelle möchte ich mich Ihnen gerne vorstellen: Wer ich bin, wie ich meine Aufgabe als Pastor verstehe, was mir dabei besonders wichtig ist und wie ich auf die Herausforderungen blicke, vor denen unsere Kirche steht.
Ich bin 46 Jahre alt (Stand 2025), verheiratet und Vater von drei Kindern. Geboren und aufgewachsen bin ich in Lüneburg. Bevor ich nach Deutsch Evern kam, war ich als Schulpastor in Neustadt am Rübenberge und in Hittfeld sowie als Gemeindepastor in Bendestorf tätig.
In Deutsch Evern bin ich mit einer 80%-Stelle angestellt. Die verbleibenden 20% sind für die Arbeit als Jugendpastor und als Beauftragter für die Notfallseelsorge im Kirchenkreis Lüneburg vorgesehen.
Ich bin der Auffassung, dass sich die evangelische Kirche in der tiefsten Krise seit Bestehen der Bundesrepublik befindet und es bislang versäumt hat, entschieden genug darauf zu reagieren.
Dabei haben ihr die Reformatoren um Martin Luther durchaus das nötige „theologische Rüstzeug“ mitgegeben, um solche Herausforderungen mutig und kreativ anzugehen.
Der Leitsatz der Reformatoren war: „Ecclesia semper reformanda est“ – „Die Kirche muss sich immer wieder reformieren.“ Dieser Satz war Ausdruck des radikalen Willens der Reformatoren, den Menschen ihrer Zeit auf neue, stimmige Weise zu begegnen und ihnen so die Liebe Gottes nahezubringen.
Leider ist die Kirche diesem Leitsatz nicht treu geblieben. Statt sich kontinuierlich zu erneuern, hat sie oft versucht, überkommene Traditionen und vertraute Formen um jeden Preis zu bewahren. Das Ergebnis sehen wir heute.
Hätte die Kirche das „Ecclesia semper reformanda“ hingegen ins Zentrum ihres Handelns gerückt, dann hätte sie den Prozess der Säkularisierung in Deutschland zwar nicht aufhalten, aber sie hätte eine innere Kultur des Wandels und der Erneuerung entwickeln können. Heute würde sie dann vielfältiger, lebendiger und anschlussfähiger auftreten und hätte auch mehr Strahlkraft, davon bin ich überzeugt.
Ich sehe meine Aufgabe als Pastor entsprechend darin, diesen notwendigen Reformprozess aktiv mitzugestalten und voranzutreiben– bei uns vor Ort in Deutsch Evern, in unserer Zukunftsgemeinschaft, aber auch überall dort, wo ich dazu beitragen kann.
Ich möchte eine Kirche mitbauen, die im 21. Jahrhundert angekommen ist. Eine Kirche, die den Menschen keine Hürden in den Weg legt, sondern ihnen auf Augenhöhe begegnet. Eine Kirche, die offen ist für neue Formen des Glaubens und der Gemeinschaft und die mutig alte Zöpfe abschneidet.
Ich will als Pastor Menschen begleiten – so wie sie sind. Nicht mit der Erwartung, dass sie sich der Kirche anpassen, sondern mit dem Ziel, die Kirche so zu gestalten, dass sie den Menschen wieder näherkommt. Dass sie einladend ist und offen für Fragen, Zweifel und neue Wege des Glaubens. Ganz in der Haltung Jesu Christi, der sagte:
„Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid.“ (Mt 11,28)
Für mich bedeutet das konkret: Ich setze mich dafür ein, dass traditionelle kirchliche Formen (etwa Gottesdienste mit Talar und Orgelmusik) nicht länger bevorzugt werden gegenüber modernen Ausdrucksformen des Glaubens.
Zwei Beispiele, die mich besonders umtreiben: Ich halte es für einen Skandal, dass kirchenrechtlich nach wie vor in jedem Gottesdienst das Tragen des Talars verpflichtend ist – selbst in Kinder- und Jugendgottesdiensten. Diese Vorschrift passt nicht mehr zu einer Kirche, die Anschluss an die Lebenswelt der Menschen sucht.
Zum anderen finde ich es geradezu erschütternd, dass im Jahr 2025 noch immer rund 90% der am besten dotierten A- und B-Musiker:innen-Stellen unserer Landeskirche mit klassischen Orgelmusiker:innen besetzt sind – während Popularmusiker:innen nur rund 10% dieser Stellen innehaben. Das ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht für alle, die mit moderner Kirchenmusik neue Zielgruppen erreichen wollen – es zeigt auch, wie schwer sich unsere Kirche noch immer mit echter Vielfalt und Öffnung tut.
An solchen und vielen anderen Punkten braucht es ein konsequentes Umdenken und ein radikales Umsteuern – wenn unsere Kirche eine Zukunft haben soll. Und ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass das gelingt.
Herzliche Grüße
Ihr Jan Kreuch